Rückblick
Am 29. Juni 1856 wurde die Strecke Baden-Turgi-Brugg dem Bahnbetrieb übergeben. Sie bildete die Fortsetzung der 1847 eröffneten «Spanischbrötlibahn», Linie Zürich- Baden. In den ersten Betriebsjahren diente ein Provisorium als erstes Aufnahmegebäude der Kundschaft und dem Personal. Am 18. August 1859 wurde die Strecke Turgi-Koblenz-Waldshut eröffnet, damit wurde Turgi zum Bahnknotenpunkt.
Zum 150 jährigen Jubiläum dieser Bahnstrecke ist in der Aargauer Zeitung ein interessanter Bericht über die Geschichte der Nordostbahn-Gesellschaft erschienen (Zeitungsbericht).
Die beiden Eisenbahnbrücken Vogelsang-Windisch und Turgi-Untersiggenthal gehören zu den ältesten Eisenbahnbrücken der Schweiz.
Das in massiver Bauweise als Inselbahnhof erstellte Bahnhofsgebäude wurde zwei Tage vor der Eröffnung der neuen Bahnlinie eingeweiht.
Dieses zwischen den beiden Gleisgruppen gelegene Gebäude genügte den Anforderungen über 130 Jahre und wurde 1996 abgebrochen. Das markante Gebäude beherbergte im wesentlichen folgende Räume: Zwei Wohnungen für Bahnpersonal, eine kleine Wohnung für den Wirt des Bahnhofbuffets, ein Buffet beider Klassen, Stationsbüro mit Billettschalter, Büro des Bahnhofvorstands, Gepäckraum, Warteraum und Aufenthaltsraum für das Personal.
Für den Bahnbetrieb waren noch einige weitere Hochbauten erforderlich, nämlich zwei Güterschuppen, zwei Stellwerkgebäude und ein kleines Gebäude aus Eisen und Glas für das Befehlswerk (Stellaufträge für Zugfahrstrassen an die Stellwerke).
Bahnhofneubau
Bereits in den siebziger Jahren bestand die Absicht, die Stellwerk- und Gleisanlagen zu modernisieren und an die geänderten Bedürfnisse des Zugverkehrs anzupassen. 1990 wurde das Projekt Bahnhofneubau Turgi überarbeitet. Mit der Genehmigung des Kredites von rund 20 Millionen Franken durch den Kanton Aargau am 27. Februar 1990 wurde das Vorhaben Bahnhofumbau Turgi konkret. Die SBB beteiligen sich mit rund 30 Millionen am Neubau. Die Gemeinde Turgi beteiligt sich an den Komfortbauten, wie zusätzlichen Zugängen zu den Perrons und Neugestaltung der Parkierungsanlagen, mit insgesamt über 1 Million Franken.
Für die Gestaltung und den Bau des neuen Bahnhofs wurde ein Ideenwettbewerb durchgeführt. Insgesamt wurden 26 Projekte eingereicht. Als Sieger ging das Architekturbüro Hasler, Schlatter & Werder mit dem Projekt «Kilometer 27,5» hervor. Das Besondere an diesem Projekt ist das runde Bahnhofgebäude mit einem Teil für den Billettverkauf und einem Teil für das Kioskgeschäft. Besonders zu erwähnen ist, dass es sich um das erste runde Bahnhofgebäude in der Schweiz handelt. Das gesamte Bahnhofareal wurde mit dem Neubau transparenter aber vielleicht auch etwas steriler, uniformer. Die Gleis-, Stellwerk- und Perronanlagen wurden vollständig ersetzt.


Heute können die Reisenden bei den Zügen bequem ein- und aussteigen. Mit den modernen Zugabfahrtsanzeigen auf den Perrons ist eine zuverlässige, aktuelle Orientierung möglich. Die Sicherheit für die Reisenden und den Bahnbetrieb konnte mit der Erstellung von schienenfreien Zugängen wesentlich erhöht werden. Die neuen Anlagen helfen ganz wesentlich mit, den Zugverkehr pünktlich abwickeln zu können. Die früher häufigen anlagebedingten Halte vor den Einfahrsignalen gehören heute weitgehend der Vergangenheit an.
Am 26. April 1996 wurden die ersten Billette im runden Bahnhof verkauft. Am 22. März erfolgte im vollen Betrieb das Verschieben des Bahnhofgebäudes an seinen definitiven Ort. Die offizielle Einweihung des Bahnhofs wurde am Wochenende vom 23.- 25. Mai 1997 im Rahmen des Jubiläums «150 Jahre Schweizer Bahnen» mit Beteiligung der Bevölkerung von nah und fern, den Dorfvereinen, Vertretern der Gemeinde- und Kantonsbehörden sowie den SBB mit einem grossen, denkwürdigen Fest gefeiert. Gemeinsam mit der SBB wurde der Bahnhofvorplatz und die Bahnhofvorfahrt mit Park+Ride und Veloparkplatz geplant und realisiert. So ist eine gute Umsteigemöglichkeit vom Individual- zum öffentlichen Verkehr gewährleistet. Die durch Max Kuhn an die Schuljugend von Turgi geschenkte Dampflokomtive Molly musste leider auch dem Neubau weichen. Sie wurde der Schinznacher Baumschulbahn als Leihgabe überlassen und mittlerweilen renoviert.