Medienmitteilung des Schweizer Heimatschutzes
Wakkerpreis 2002 geht an die Gemeinde Turgi
Preisgekrönte Agglomerationsgemeinde
Zürich/Turgi , 17. Januar 2002
Der Wakkerpreis 2002 des Schweizer Heimatschutzes (SHS) geht an die Aargauer Gemeinde Turgi. Mit der Auszeichnung würdigt der SHS das vorbildliche Engagement der kleinen Agglomerationsgemeinde für eine qualitätvolle Siedlungsentwicklung. Trotz seiner Lage im Spannungsfeld zwischen den Zentren Baden und Brugg, ist Turgi ein Ort mit eigener Identität. Der beliebte Preis ist mit 20'000 Franken dotiert. Die offizielle Preisübergabe wird am 29. Juni in Turgi mit einem Dorffest gefeiert.
Turgi gehört mit seinen knapp 3000 Einwohnern zu den kleineren Gemeinden in der schweizerischen Agglomerationslandschaft des Mittellandes. Der Ort entwickelte sich aus einer frühindustriellen Siedlung, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dank der Gründung der Baumwollspinnerei entstanden war. Die Gemeinde ist erst seit 1884 eigenständig.
Kleine Gemeinde mit grossem Engagement
Orte ohne grosse historische Vergangenheit und pittoreskem Ortskern haben es schwieriger, als lebenswert wahrgenommen zu werden. Oft fehlt es solchen Gemeinden auch an der nötigen Selbstsicherheit. Die Sensibilität, sich für eine hochwertige architektonische Entwicklung einzusetzen oder zu den wenigen Zeugen der Vergangenheit Sorge zu tragen ist, ist nicht vorhanden. Hinzu kommt, dass kleine Agglomerationsgemeinden dazu neigen, die Verantwortung an ihre grösseren Nachbarn zu delegieren. Selbst etwas zu unternehmen, betrachten sie als chancenlos. Ganz anders die Gemeinde Turgi. Seit mehr als 10 Jahren setzt sie sich aktiv und erfolgreich für die Aufwertung des Lebensumfeldes ein. Die ersten Resultate sind bereits sichtbar.
Nutzungsplanung als Voraussetzung
Voraussetzung für eine qualitätsvolle Siedlungsentwicklung bildet eine durchdachte Nutzungsplanung. Der Ortskern von Turgi ist als Gesamtstruktur und das ehemalige Spinnereiareal mit Spezialzonen geschützt. Umgestaltungen setzen ein Gesamtkonzept voraus. In Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand wird nach der bestmöglichen Lösung gesucht. Die im kommunalen Inventar schutzwürdiger Bauten enthaltenen Objekte sind durch die Nutzungsplanung auch effektiv geschützt. Speziell geschaffene Parkzonen gewährleisten den Schutz der grossen Villengärten aus dem 19. Jahrhundert.
Sorgfältiger Umgang mit Zeugen der Vergangenheit
Turgi hat die schützenswerten Objekte auf Inventarblättern beschrieben und fotografisch dokumentiert. Das Inventar reicht von den herrschaftlichen Fabrikantenvillen mit ihren ausgedehnten Parkanlagen - eine Besonderheit von Turgi - über das Schulhaus von Karl Moser zu Beispielen einfacher Alltagsarchitektur. Dies ist eine unschätzbare Grundlage, welche die meisten vergleichbaren Gemeinden nicht vorweisen können. Dank fachgerechter Renovationen und innovativen Umnutzungen erhielten in die Jahre gekommene Bauwerke wieder neues Leben. Zu nennen sind insbesondere die Umnutzung eines ehemaligen Bauernhauses in ein Kulturzentrum mit Gemeindesaal und die Renovation des Spinnerei-Angestelltenhauses von 1828, welches heute attraktiven Wohnraum bietet.
Zeitgemässe Neubauten
Bei der Errichtung öffentlicher Bauten geht die Gemeinde mit gutem Beispiel voran und vergibt Architekturaufträge nach qualitativen Kriterien. Der Neubau des Friedhofgebäudes entstand in Zusammenarbeit mit einem Künstler und Landschaftsplaner. Der Neubau des Bahnhofes ist aus einem Wettbewerb hervorgegangen und setzt ein weiteres positives Zeichen für die zukünftige Bauentwicklung der Gemeinde. Auch der öffentliche Raum ist der Gemeinde ein grosses Anliegen. Dies zeigt die Neugestaltung der Bahnhofstrasse und deren Umwandlung in eine fussgängerfreundliche Zone. Ein ehemaliger Villengarten im Dorfzentrum dient heute als Dorfpark und bietet Raum für verschiedene Anlässe und Feste.