Aargauer Zeitung 29.06.2002 07:05
16 Tonnen Stahlross auf die Schienen gestellt
Turgi Es brauchte Millimeterarbeit, bis «Molly» auf Turgemer Boden zurückfahren konnte
Schon als sie in Turgi eingefahren kam, pfiff «Molly» standesgemäss. Auf einem Stück Schiene stand das prächtige Stahlross da und schnaufte und dampfte, auf einem riesigen modernen Anhänger, gezogen von einem Laster mit Kran.
Die Schienen lagen schon zu einem guten Teil, und die Kunst bestand darin, den Anhänger so an deren Ende zu fahren, dass ein letztes Schienenstück genau dazwischen passte und auch noch die Richtung stimmte. Die Steigung musste mit aufeinander geschichteten Klötzen und Keilen gestützt werden.
Die SBB-Lokführer grüssen mit Pfiffen
Mehrere Anläufe brauchte es, derweil die vorbeifahrenden Autofahrer neugierig den Kopf verdrehten, die Lokführer auf der SBB-Strecke mit einem Pfiff freundlich grüssten - und die alte «Molly» stetig weiterdampfte und zischte. Die Leute von der Schinznacher Baumschulbahn, erkennbar an den nostalgischen Eisenbahnermützen, legten regelmässig Holzscheite nach. Um Kohle zu verbrennen, das verriet der freundliche Herr mit der Eisenbahnermütze, der den Verkehr regelte, braucht es eine gewisse Temperatur, und die lohnt sich nicht, wenn «Molly» keine Leistung bringt.
Passanten nahmen regen Anteil am Geschehen, gingen heim, um die Fenster wegen des Qualms zu schliessen, kamen mit dem Fotoapparat zurück.
«Nicht alltäglich» fanden alle das Spektakel, OK-Präsident Erich Schmid strahlte wie ein Maikäfer, und von einem älteren Herrn war zu hören, wie es damals war, als noch Dampfloks in Turgi verkehrten.
Geschafft!
Schliesslich passten die Schienen, alles war verschraubt, und Molly machte sich mit einem Pfiff noch einmal Mut, bevor sie die Rampe hinunterfuhr. Das triumphale Pfeifen kündigte dann dem ganzen Dorf an: «Molly» ist zurück!
«Molly» wird noch heute und morgen mit zwei Wagen auf dem Festgelände unterwegs sein. (pm)